Die Corona-Angst im Griff
Jeder weiß: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Und doch treibt das Geschäft mit der Angst seit Wochen seltsame Blüten. Da fragt sich, wie wir uns gegen „zu viel“ Angst wappnen, berechtigte Sorgen ernst nehmen und uns sozial verhalten können.
Wie sozial ist Angst? Dazu haben Experten eine eindeutige Meinung. Die soziale Angst gibt es: Wir fürchten uns nämlich vor etwas, vor dem sich auch die anderen fürchten. Die Corona-Angst geht um – und: Angst ist ansteckend. Doch fürchtet sich nicht Jede/r gleichermaßen – woher kommt das?
Der Psychologe Gerd Gigerenzer spricht dabei von „Risikokompetenz“. Das Magazin Profil hat dem Experten gefragt, wie risikokompetent die Gesellschaft im Angesicht des Coronavirus agiert. Seine Antwort dazu ist eindeutig: „Das Problem sind wir und nicht das Virus. Von Risikokompetenz ist gerade wenig zu spüren.“ Herr Gigerenzer hat sich bereits aus Anlass der Vogel- und Schweinegrippe mit den Dynamiken von Seuchen auseinandergesetzt.
Zum Coronavirus meint er, dass wir wie das sprichwörtliche „Kaninchen vor der Schlange“ sitzen.
Offensichtlich gibt es verschiedene Typen von Menschen, die auch die Gefahr unterschiedlich einschätzen. Warum ist das so? Und wie geht es dir selbst in und mit der Corona-Situation?
Fürchten als kleinster sozialer Nenner?
Wir fürchten uns also, wovor sich die anderen auch fürchten. So weit so klar. Jetzt kommt das Aber – und der Quell der eigenen Einsicht: Wie sehr wir uns fürchten, hängt davon ab, wie sehr wir uns abhängig fühlen – von unserer Gruppe nämlich. Die Dynamik die hier zum Tragen kommt ist offensichtlich, dass wir uns fürchten, nicht mehr dazu zu gehören. Was ist deine Ansicht dazu?
Angst bzw. sich Fürchten hat etwas Gutes: Angst ist in uns allen als wichtiges und unverzichtbares Alarmsignal angelegt. Wir reagieren mit Flucht – bzw. Abschottung und bereiten uns – mehr oder weniger angemessen – auf eine Situation vor. Die Frage dabei ist: Sorgen wir uns noch, sind wir mehr oder weniger ängstlich oder schon drin in der Panikfalle?
Alles was fremd ist …
Grundsätzlich kann uns „alles was fremd ist“ Sorgen machen oder auch Angst bereiten. Die Sorge davor zu erkranken – oder Sorge um uns nahestehende Personen- ist eine ganz natürliche Reaktion auf eine Situation bzw. einen Virus, den wir noch nicht kennen und der sich schnell verbreitet.
Sorgst du dich noch oder panikst du schon?
Sorgen um die aktuelle Entwicklung durch die Ausbreitung des Coronavirus sind natürlich und sinnvoll. (Entsprechende Maßnahmen vom Händewaschen bis zu weniger sozialen Kontakten natürlich auch).
Auch wenn Sorgen auf die Stimmung drücken, wir sind immer noch in der Lage abzuwägen, welche Gedanken und Sorgen wir – wie nah – an uns heranlassen. Überlege für dich:
- Wie sehr bleibst du „bei dir“ und bist noch in der Lage zwischen realistischen und unrealistischen Sorgen zu unterscheiden?
- Kannst du dich emotional noch ablenken oder sitzt du voller Angst paralysiert wie das Kaninchen vor der Corona-Schlange?
- Wie viel Raum lässt du dir zum klaren Abwägen deiner Entscheidungen? Oder bist du am besten Weg, in der Panikfalle zu landen?
Mein Tipp: Für sich und andere sorgen – anstelle sich zu sorgen
Wie es ein Virus bei einem gesunden Immunsystem schwerer hat, es „lahm“ zu legen – so verhält es sich auch mit unserer psychischen Stabilität. Wenn wir in uns ruhen, können uns Sorgen weniger stark beeinflussen.
Damit dir das gelingt, frage dich zB
- Was macht „das Virus“ mit uns? Bzw. was macht es aus dir in deiner Rolle als ….?
- Was lässt dich in die Angst kippen? Oder verschließt du lieber die Augen und negierst berechtigte Sorgen?
Ich ermutige dich in jedem Fall, einen „kühlen Kopf“ zu behalten und für dich zu sorgen. Denn umso stärker wir emotional und mental sind, desto besser können wir uns, unseren Gefühlen, Sorgen und Ängsten begegnen. So bietet die Corona-Krise auch die Chance, dass wir uns mit unseren inneren Mustern, Dramen und Dämonen auseinandersetzen – und unsere Handlungsweisen und Glaubenssätze hinterfragen.
Hier 4 Punkte für dein gesundes „mentales Immunsystem“
1. Beschäftige dich nur eine bestimmte Zeit täglich mit Corona Nachrichten. Am besten maximal 1 Stunde – gerne auch weniger.
2. Frage dich was du gern magst und beschäftige dich vielleicht mit Dingen, für die du dir bisher noch keine Zeit genommen hast.
3. Solltest du Ängste verspüren, versuch ihnen nachzugehen. Woher kommen sie, haben sie vielleicht mit dir zu tun? Wenn sie allzu oft auftauchen, denke sie dir klein und stelle dir vor, dass du sie zB in eine Kiste wegsperrst (vergiß nicht, die Kiste abzuschließen ;).
Du machst mit dir ab, dass du dich später, zu einem bestimmten Termin mit ihnen beschäftigst – aber nicht ständig.
Damit stellst du sicher, dass sie dich nicht den ganzen Tag belasten, sondern du verweist auf „euren Termin“. Vergiß nicht, zum Termin zu erscheinen – und trefft eine Entscheidung, wann ihr euch wieder treffen wollt, falls das notwendig sein sollte.
4. Last but not least: Frage dich, was diese Situation Positives für dich bringen/verändern könnte, auch wenn es zuerst gar nicht danach aussehen mag.
Notiere einfach mal alles Positive was dir dazu einfällt – du kannst die Liste gerne auch täglich ergänzen.
Falls du weitere Fragen hast, kannst du mir auch mailen.